Engel, MŠrchenfiguren, Schutzpolizisten oder was sonst?

 

Vor kurzem geschah es: Junge Leute aus dem Ausland Ÿberquerten den Residenzplatz in Salzburg, froh gelaunt und ŸbermŸtig. Ein Priester kam ihnen zufŠllig entgegen. Und dieser war kein griesgrŠmiger Spielverderber. Er freute sich mit den ausgelassenen Gesellen und sprach sie an. Ein kurzer Wortwechsel Ÿber das Woher und Wohin. Und dann ein zufriedenes Auseinandergehen. Da aber konnte es einer der Burschen nicht lassen, den Priester zu grŸ§en mit den Worten: ãAuf Wiedersehen, Herr Polizist!Ò Der Priester – Polizist? Auch eine Auffassung vom Priesterberuf, keine besonders schšne, keine sehr theologische, aber vielleicht weiter verbreitet, als manche meinen.

Wie wŠre es nun, wenn uns rationalistisch gesinnten Menschen des 20. Jahrhunderts ein Engel begegnete? Der gro§e Kirchenlehrer der Ostkirche Johannes Chrysostomus sagte einmal: ãWenn mir zugleich ein Priester und ein Engel begegneten, ich wŸrde zuerst den Priester grŸ§en, denn er ist ob seiner gewaltigen Vollmachten grš§er als die Engel!Ò Aber was bedeuten heute die Engel den modernen Menschen? Sind sie nicht weithin zu MŠrchenfiguren degradiert worden? Obwohl so oft in der hl. Schrift von ihnen die Rede ist und die Kirche in ihren Lehrdokumenten (bes. auf dem IV. Laterankonzil, auf dem I. und II. Vat. Konzil)  und besonders in ihrer Liturgie (Engelfeste, PrŠfationen usw.) ihre Existenz und Wirksamkeit klar bezeugt, wagt man heute vielfach diese tršstliche Offenbarungswahrheit zu leugnen. Und wenn man noch halbglŠubig an ihre Existenz glaubt, macht man sie dann nicht gar oft nur zu mŠrchenhaften Schutz- und Verkehrspolizisten, ist solche Sicht von den hl. Engeln nicht doch zu simpel und zu primitiv?

Gewiss hat Gott Engel den Menschen als SchŸtzer an die Seite gestellt. Christus spricht ausdrŸcklich davon und die Kirche glaubt daran. Aber man muss diese Aufgabe der Engel richtig sehen. Sicher ist das nicht ihre erste Aufgabe. Diese ist viel grš§er, ihrem gewaltigen Geistwesen und ihrer strahlenden Grš§e und Schšnheit und ihrer GottesnŠhe entsprechend.

Sie sind die Thronassistenten Gottes, geschaffen wie wir Menschen, um Ihn zu lieben, Ihm zu dienen und Ihn zu verherrlichen. Sie kšnnen das zweifellos besser als wir auf Grund ihrer grš§ere VerstandesschŠrfe und tieferen Einsicht in jene gewaltige Wirklichkeit, die wir Menschen stammelnd Gott nennen. Ihm, dem dreimal  heiligen Gott, huldigen sie in ergreifenden Chšren des Lobpreises, wie es uns der Prophet Isaias schildert in seiner Berufungsvision (Is. 6,1-11).

Weiter sind die Engel Boten Gottes, wie schon ihr Name sagt, der aus der griechischen Sprache stammt und nichts anderes bedeutet als Bote, Botschafter. Manche Engel hatten im Laufe der Heilsgeschichte eine ganz einzigartige Botschaft den Menschen von Gott zu Ÿberbringen. Man denke nur an den Engel, der der Jungfrau Maria fŸr die ganze Menschheit die frohe Botschaft von der Menschwerdung des Sohnes Gottes Ÿberbrachte. Oder man denke an die Engel am Grabe des gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Diese Engel waren fŸr die verzagten, mutlosen Frauen die ersten Boten von der Frohbotschaft der Auferstehung: ãWas sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferweckt worden!Ò (Lk 24,6) FŸr uns alle aber sind die Engel Botschafter der ŸbernatŸrlichen Wirklichkeit, Botschafter der kŸnftigen Seligkeit, die ihnen nach der gro§en Scheidung schon zuteilwurde, uns aber durch sie als das gro§e, herrliche, letzte Ziel vor Augen gestellt wird. †ber die Schutzengel der Kinder, denen die Erwachsenen kein €rgernis geben sollen, sagt Christus: ãIhre Engel schauen immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist!Ò (Mt 18,10)

Aber auch die SchŸtzeraufgabe der hl. Engel wollen wir nicht geringachten. ãDenn es steht geschrieben: Seinen Engeln hat Gott befohlen, dich zu behŸten!Ò (Lk 4,10). Ja, die Engel sind die BeschŸtzer der Menschen.

Gro§e Heilige wie der hl. Gregor d. Gr., der hl. Bernhard v. Cl., die hl. Hildegard von Bingen, die hl. Franziska von Rom, der hl. Petrus Canisius und andere haben den Schutz der hl. Engel bisweilen sogar sichtbar und ganz besonders spŸrbar erlebt und erfahren und sich dankbar darŸber geŠu§ert, wie ich in meinem Buch ãVereint mit den Engeln und HeiligenÒ (Christiana-Verlag Stein am Rhein) ausfŸhrlich zeigen konnte. Ein spŠtberufener Priester, der vorher BŠckergeselle war wie der hl. Clemens Maria Hofbauer, erzŠhlte einmal einem Mitbruder folgendes Erlebnis: ãAls ich noch BŠckerlehrling war, konnte ich zeitweilig monatelang um 10 Uhr nachts erst zur Ruhe gehen, musste aber um 2 Uhr frŸh schon wieder auf den Beinen sein. Ich brachte es fertig, in der FrŸhe beim Austragen der Brote auf dem Fahrrad sitzend zu schlafen; die Augen fielen mir vor lauter MŸdigkeit zu, wŠhrend die Beine mechanisch weiterarbeiteten. Eines Morgens fŸhlte ich, in dieser Weise auf dem Fahrrad schlafend, beim Dahinfahren auf der rechten Schulter plštzlich einen starken Schlag. Blitzartig hellwach schaute ich herum, sah aber weit und breit keinen Menschen. Im selben Augenblick aber bog ein Lastwagen in voller Fahrt um die Ecke. Mit hartem Ruck bremste ich mein Fahrrad und auf nur zwei Meter Entfernung gelang mir noch der rettende Absprung. Ohne den Schlag auf die Schulter wŠre ich verloren gewesen. Wer hat mir den Schlag versetzt? Leute ohne Glauben sprechen in einem solchen Fall von Zufall oder TŠuschung. FŸr mich aber, den aus akuter Lebensgefahr Geretteten, blieb es fŸr immer feste †berzeugung, dass mich niemand sonst als nur mein Schutzengel vor dem Tod bewahrt hat, den ich tŠglich im Morgengebet anrief!Ò

Wie viele Menschen mag es wohl im Himmel geben, die sich sagen mŸssen, dass sie der Schutzengel vor dem ewigen Tod, vor der Verdammnis bewahrt hat?! Und das ist sicher das viel Grš§ere als die Bewahrung vor dem leiblichen Tod! Wir sollen nur immer auf die Stimme des Engels hšren, wenn er uns mahnt und warnt! Gott sagt ja im 2. Buch Moses (23,20 -23): ãSiehe, ich sende meinen Engel, dass er vor dir hergehe und dich behŸte auf deinem Weg und dich fŸhre an den Ort, den ich bereitet habe. Achte auf ihn und hšre auf seine Stimme und glaube nicht, ihn missachten zu dŸrfen!Ò